Aktuell können Bürger*innen in Langenhagen und alle anderen Interessierten darüber entscheiden, wer den Publikumspreis im Video-Wettbewerb "#1Minute gegen Rassismus" gewinnt. Im Wettbewerb läuft auch das von Caroline von Blanckenburg über die Offene Gesellschaft Langenhagen gedrehte Video "Wenn ich Bürgermeister*in wäre".
Alle Videos sind auf der Internetseite der Stadt Langenhagen unter www.langenhagen.de/abstimmung-videowettbewerb-2023 zu sehen. Das Voting geht am 15. Juni um 23.59 Uhr zu Ende. Die Abstimmung ist anonym.
Wer die Offene Gesellschaft Langenhagen unterstützen möchte, beteiligt sich am Votum und gibt ihre*seine Stimme für das OGL-Video! Wir würden uns auch freuen, wenn der Link zum Wettbewerb weitergegeben würde, damit viele Menschen mit abstimmen können. Foto: Caroline von Blanckenburg
Kennen Sie das, wenn Leute mit dem Finger auf andere Menschen zeigen, nur um von eigenen Versäumnissen abzulenken?
In dieser Woche ist genau das auf großer Bühne passiert: Im Auftrag des bayerischen Landeskriminalamtes und der Generalstaatsanwaltschaft in München wurden am Mittwochmorgen 15 Wohnungen und Büros von Aktiven der Letzten Generation in sieben Bundesländern durchsucht.
Sie kennen die Letzte Generation sicher: Das sind Menschen, denen die aktuelle Klimakrise so große Sorgen bereitet, dass sie mit vielfältigen öffentlichen Aktionen auf diese Krise aufmerksam machen. Aufsehen erregen sie immer wieder damit, dass sie sich auf Straßen festkleben und damit den Autoverkehr ausbremsen. Sie fordern damit die Bundesregierung auf, endlich wirksame Maßnahmen gegen die Klimakrise zu ergreifen.
Die überwiegend jungen Aktivist*innen nehmen dafür hohe persönliche Risiken in Kauf: Geldstrafen, Haftstrafen, schwere körperliche Verletzungen, Pöbeleien. Wir von der Offenen Gesellschaft haben großen Respekt vor diesem Engagement, vor diesem mutigen Einsatz.
Die Generalstaatsanwaltschaft begründete die angeordnete Durchsuchung damit, dass die Letzte Generation eine „kriminelle Vereinigung“ sei. Dazu muss man wissen, dass eine solche Behauptung in einem Rechtsstaat nicht einfach hinausposaunt werden kann – zur Feststellung dieses Tatbestandes braucht es eine formale Anklage und eine Verurteilung durch ein Gericht.
Trotzdem: Die Staatsanwaltschaft in München ließ die Webseite der Letzten Generation sperren und alle Besucher*innen der Seite wurden an eine Polizeiadresse weitergeleitet. Hier war dann das zu lesen: „Die Letzte Generation stellt eine kriminelle Vereinigung gem. § 129 StGB dar.“ Und: „Spenden an die Letzte Generation stellen eine strafbare Unterstützung der kriminellen Vereinigung dar.“ Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft eingeräumt, dass sie damit wohl zu weit gegangen ist.
Rechtsanwalt Lukas Theune, Geschäftsführer des Republikanischen Anwältinnen- und Anwältevereins, erklärte am Donnerstag in einem Interview (taz vom 25.05.2023), dass es bei Ermittlungen nach § 129 nur sehr selten zu Anklagen oder gar Verurteilungen kommt. Der Paragraph, der nach Auffassung von Jurist*innen sehr schwammig gefasst ist, dient vielmehr häufiger dazu, Gruppen zu kriminalisieren. Auch wenn sie am Ende gerichtlich freigesprochen werden, bleibt ein Stigma.
Da haben wir das Zeigen mit dem Finger: Das Land Bayern, das sich unter anderem vehement gegen das Installieren von Windkraftanlagen auf seinem Gebiet stemmt und um seine Autos tanzt wie ums goldene Kalb, zeigt auf diejenigen, die die Bedrohung der Menschheit durch die Klimakrise erkannt haben und handeln.
Diejenigen, die Anstrengungen für den Klimaschutz beharrlich verweigern, zeigen mit dem Finger auf diejenigen, die sich engagieren – für das, was so sehr nötig ist.
In Bayern ist Wahlkampf – da darf man wohl nicht so zimperlich sein. Wir von der Offenen Gesellschaft Langenhagen finden das beschämend und traurig und wünschen uns, dass viele Menschen ihre Solidarität mit der Letzten Generation öffentlich machen und laut werden.
Der „Tag der Offenen Gesellschaft“ findet auch in diesem Jahr wieder am 17. Juni statt. Die Offene Gesellschaft Langenhagen lädt für diesen Tag zu einer „Coffee-Bike-Tour“ mit mehreren Lastenrädern ein. Die Tour steht unter der Überschrift „Fairplappert euch“: Bei Getränken und Fingerfood kann mit interaktiven Elementen über Privilegien und Verantwortung, über faire Chancen für alle und eine gerechte Mitsprache diskutiert werden.
Die Tour startet am Samstag, 17. Juni, um 9.30 Uhr vor dem Edeka-Markt in Godshorn; anschließend geht‘s weiter zum Rathausinnenhof im Langenhagener Zentrum. Dort wird ab 11 Uhr bei Klaviermusik diskutiert. Im Anschluss bewegen sich die Räder durch den Eichenpark zum Kirchplatz der Elisabeth-Kirchengemeinde, wo die Gruppe von Radler*innen ab 13 Uhr mit vielen Menschen ins Gespräch kommen möchte. „Wir freuen uns auf ganz viel Austausch außerhalb unserer ‚Meinungsblase‘“, sagt Mit-Organisatorin Caroline von Blanckenburg. Gerne können sich auch weitere Radler*innen der Tour anschließen.
Rund 30.000 Teilnehmende in ganz Deutschland nutzen den Tag der Offenen Gesellschaft regelmäßig zum Austausch; initiiert wurde er von der Initiative Offene Gesellschaft in Berlin. Im vergangenen Jahre hatte die Offene Gesellschaft Langenhagen zu einem Bürger*innen-Brunch mit geflüchteten Menschen eingeladen; viele schöne Begegnungen wurden so möglich.
Seit 2017 schon ist das rot-gelbe Ausrufezeichen das Logo der Offenen Gesellschaft Langenhagen. Bei einer spontanen Mal-Aktion an der Regenbogenbank neben der Elisabethkirche wurde es jetzt sorgfältig auf einige Hände gepinselt. Wozu das Ganze? Überraschung! Demnächst gibt es hier mehr dazu ... Fotos: Caroline von Blanckenburg, Andrea Hesse
Der Frühling machts möglich: Das offene Klavier zieht wieder ins Freie! Am letzten Freitag im April fand noch einmal ein Offenes Singen im CCL statt; ab 2. Mai wird das Klavier nun
wieder in seiner Sommer-
residenz auf dem Langenhagener Marktplatz stehen.
"Die Saison im CCL war toll und wir bedanken uns bei der Werbegemeinschaft für die Unterstützung, über die wir uns jedes Mal gefreut haben", sagen Georg Obermayr, Christel Höft und Johanna Coester von der Offenen Gesellschaft Langenhagen.
Nun freuen sie sich auf die Open-Air-Saison: Ab 2. Mai steht das Klavier wieder denjenigen zur Verfügung, die darauf spielen wollen - um sich selbst und anderen eine Freude zu machen. "Wir bitten sehr darum, dass Kinder nicht unbeaufsichtigt ans Klavier gelassen werden und niemand mit dem Instrument die Nachbarn nervt!", sagt Georg Obermayr.
Das Klavierhaus ist ab 2. Mai montags bis freitags von 11 bis 20 geöffnet; das Offene Singen am Klavier mit Bernd Schneider findet an jedem letzten Freitag im Monat ab 17 Uhr statt. Foto: Andrea Hesse
Aus Anlass der Internationalen Wochen gegen Rassismus hatte die Offene Gesellschaft Langenhagen jetzt ins MONOPOL eingeladen; zu Gast war die Band „Sound of Hope“. Seit 2015 machen die Musiker*innen aus sechs Herkunftsländern in wechselnder Besetzung gemeinsam Musik, bringen dabei musikalische Einflüsse aus ihrer Heimat mit ein.
Mehr als 50 Besucher*innen erlebten im MONOPOL ein abwechslungsreiches Programm: Ukrainische Volkslieder, Popsongs und traditionelle Stücke aus verschiedenen Ländern wechselten einander ab, oftmals mit ungewöhnlicher Instrumentierung.
Für Sängerin Kateryna Korniienko aus der Ukraine, Bandleader Albrecht von Blanckenburg und die weiteren sechs Musiker*innen gab es großen Applaus, fürs Publikum nach einem fast zweistündigen Programm noch eine Zugabe.
In kurzen Interviews, die Caroline von Blanckenburg von der Offenen Gesellschaft mit den Musiker*innen führte, wurde deutlich, welch große Bedeutung das Bandprojekt für alle Mitglieder hat – neben der Möglichkeit, Gefühle musikalisch auszudrücken, bietet es ihnen auch Kontakt, Zusammenhalt, Unterstützung in persönlichen Krisen und immer wieder Freude an der Gemeinschaft.
Ein dickes Dankeschön richtete die Offene Gesellschaft zum Abschluss des Abends nicht nur an Sound of Hope, sondern auch an das unkomplizierte, professionelle Team vom MONOPOL sowie den Langenhagener Präventionsrat und die Bürgerstiftung für die großzügige finanzielle Unterstützung. Fotos: Rostyslav Brazhkin
Lieder mit einer besonderen Geschichte, von Freiheit und dem Glauben an Frieden in der Welt sangen die gut 60 Menschen, die am ersten Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine im CCL zusammenkamen. Die Offene Gesellschaft Langenhagen hatte, wie immer am dritten Freitag im Monat, zum gemeinsamen Singen am Klavier eingeladen; diesmal aus Anlass des traurigen Jahrestages mit einem eigens zusammengestellten Liederheft.
Das Volkslied „Die Gedanken sind frei“, das vor allem im 20. Jahrhundert in Zeiten politischer Unterdrückung gesungen wurde, erklang als erstes. Wolfgang Kuschel von der Offenen Gesellschaft stellte eine Verbindung zum Ort und zum Anlass her: Der Dichter des Liedes, Hoffmann von Fallersleben, lebte zeitweise in Bothfeld und wurde dort im Auftrag des Amtes Langenhagen bespitzelt. „Er dachte anders als die Regierungen“, so Kuschel und zog eine Parallele zu den Menschen, die heute im Zusammenhang mit der russischen Aggression verfolgt werden.
„Nach dem Ende des Kalten Krieges haben wir uns lange dem Glauben an ein dauerhaft friedliches Europa hingegeben“, stellte Langenhagens früherer stellvertretender Bürgermeister Willi Minne, ebenfalls Mitglied der Offenen Gesellschaft, in einem kurzen Impuls fest. „Wir waren sicher, dass die Kraft unserer freiheitlichen und demokratischen Werte auch andere überzeugt. Putin aber tritt diese Werte mit Füßen.“ Erstmals seit dem Ende des Kalten Krieges wachse eine Generation heran, die Angst vor einem Krieg haben müsse.
„Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind, besonders die, die nicht hingehen müssen“, zitierte Minne den deutschen Schriftsteller Erich Maria Remarque, Autor des weltberühmten Antikriegsromans „Im Westen nichts Neues“. „Krieg war, ist und wird niemals eine Lösung sein. An keinem Ort, zu keiner Zeit“, so Minne weiter.
Mit einer Schweigeminute gedachten die Versammelten der Menschen in der Ukraine – derer, die mit großem Mut und Freiheitswillen ihr Land verteidigen ebenso wie derer, die als Opfer des Krieges brutale Gewalt, kaum vorstellbares Elend oder den Tod erleiden.
Bob Dylans Antikriegshymne „Blowin‘ in the Wind“ erklang zum Abschluss des Gedenkens ebenso wie Marlene Dietrichs „Sag mir, wo die Blumen sind“ und das hebräische „Hevenu shalom alechem“. Viele Passantinnen und Passanten im CCL blieben dazu einen Moment stehen oder sangen die vertrauten Melodien mit. „Ich bin so froh, dass es das offene Singen wieder gibt“, stellte eine alte Dame, die mit dem Rollator aus ihrer Wohnung am Schildhof gekommen war, fest – sowohl in der gemeinsamen Trauer über den Krieg wie auch bei den vertrauten Volksliedern, die regelmäßig gemeinsam am Klavier der offenen Gesellschaft gesungen werden, tut die Gemeinschaft gut. Fotos: Andrea Hesse
Jedes Jahr am 14. Februar erheben sich unter der Überschrift „One Billion Rising“ weltweit Menschen, um ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu fordern und globale Solidarität zu zeigen. Initiiert wurde das Projekt vor mehr als zehn Jahren von einer amerikanischen Künstlerin; seither ist viel passiert: In immer mehr Städten weltweit und zunehmend auch in Deutschland gibt es am 14. Februar Aktionen, die dazu aufrufen, sich für das Thema starkzumachen und solidarisch Gewaltfreiheit einzufordern.
Zum ersten Mal fand jetzt auch eine Aktion auf dem Langenhagener Marktplatz statt, an der sich neben vielen anderen auch die Offene Gesellschaft Langenhagen beteiligte. „Zusammen einstehen gegen Gewalt an Frauen, gegen Frauenfeindlichkeit und Rassismus und für Gleichberechtigung, Menschenrechte und das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung – für das und für vieles mehr steht One Billion Rising“, erklärt dazu Langenhagens stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte Sabrina Krinitzky.
Der Titel des Projektes beruht auf der Tatsache, dass weltweit jede dritte Frau Opfer von Gewalt wird – insgesamt eine Milliarde Frauen (One Billion), die betroffen sind. „Auch in Deutschland ist jede dritte Frau von körperlicher, zum Teil sexueller Gewalt betroffen“, sagt Krinitzy. „Jede vierte Frau erlebt Gewalt in ihrer Partnerschaft.“
In kurzen Impulsen beschäftigen sich Sabrina Krinitzky, Langenhagens Erste Stadträtin Eva Bender, Anja Wessel-Jorißen von Ophelia, der Beratungsstelle für Frauen und Mädchen, die von Gewalt betroffen sind, und Frédérique Anthierens, stelllvertretende Vorsitzende des Integrationsbeirates, mit der allgegenwärtigen Gewalt gegen Frauen. Mit Sambaklängen hatte eine Tanzgruppe der Musikschule zuvor den Auftakt gemacht; den Abschluss bildete ein gemeinsamer angeleiteter Tanz, zu dem sich immer mehr Passantinnen und Passanten gesellten. Foto: Felicitas Weck
Das offene Singen am Klavier im CCL ist zurück: Nach mehr als zweijähriger Pause kamen jetzt wieder rund 40 Menschen unter der Lichtkuppel im Altbau des City Centers zum gemeinsamen Singen zusammen. Zu Beginn richtete Andrea Hesse von der Offenen Gesellschaft Langenhagen einen Dank an die "Klaviergruppe" der Initiative, die trotz der Corona-Zwangspause am Ball geblieben war und nun den Neuanfang organisiert hatte. Ein großes Dankeschön für die freundliche Aufnahme und die unkomplizierte Unterstützung ging auch an Management und Verwaltung des CCL. Anschließend begleitete Bernd Schneider am Klavier alle Lieder, die die Sänger:innen sich wünschten – vom Lied der Moorsoldaten, das 1933 von Gefangenen des Konzentrationslagers Börgermoor im Emsland geschrieben worden war, bis hin zum plattdeutschen "Dat du min Leevsten büst".
"Es tut richtig gut, wieder zusammen zu singen", freute sich eine Teilnehmerin zum Ende der Stunde, die einigen viel zu schnell verging. Für Freitag, 24. Februar, 17 Uhr, lädt die Offene Gesellschaft zum nächsten offenen Singen am Klavier ins CCL ein. In einem kurzen Impuls zu Beginn werden Vertreter:innen der Initiative auf den Jahrestag des Kriegsbeginns in der Ukraine eingehen. Foto: Andrea Hesse
Eine aktuelle Stellungnahme der niedersächsischen Landesarmutskonferenz zur Ungleichheit in Deutschland macht deutlich, was sich in unserem Land an sozialem Sprengstoff entwickelt. Die Offene Gesellschaft Langenhagen betrachtet diese Entwicklung mit zunehmender Sorge und fordert die Politik auf, endlich wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Die niedersächsische Landesarmutskonferenz sieht die Demokratie in Gefahr, sollte die soziale Ungleichheit weiter zunehmen. Die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich sei in Deutschland deutlicher als im Rest der Welt festzustellen, sagte der Geschäftsführer der Armutskonferenz, Klaus-Dieter Gleitze, Mitte Januar in Hannover: Vom Vermögenszuwachs, der 2020 und 2021 in der Bundesrepublik erwirtschaftet wurde, entfielen 81 Prozent auf das reichste eine Prozent der Bevölkerung. Weltweit seien es lediglich rund 65 Prozent gewesen.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, fordert die Landesarmutskonferenz, krisenbedingte Übergewinne abzuschöpfen. Für Menschen mit einem Vermögen von mehr als 30 Millionen Euro müsse eine Vermögensabgabe eingeführt werden, sagte Gleitze. Zudem sollten Steueroasen und Steuerschlupflöcher geschlossen und eine Finanztransaktionssteuer mit einem Steuersatz von 0,2 Prozent eingeführt werden.
Laut Gleitze ist der Andrang bei den Tafeln bundesweit so groß, dass Aufnahmestopps nötig seien. Vielerorts müssten die Helfer:innen Deeskalationstrainings absolvieren, um der wachsenden Aggression als Folge von Angst und Verzweiflung bei den Nahrungssuchenden begegnen zu können. Auf der anderen Seite hätten 95 Lebensmittel- und Energiekonzerne, die weltweit tätig sind, ihre Gewinne im Jahr 2022 mehr als verdoppelt, betonte Gleitze. Sie hätten 306 Milliarden US-Dollar an sogenannten Zufallsgewinnen erzielt. So werden Gewinne genannt, die mehr als zehn Prozent über dem langjährigen Jahresdurchschnitt liegen.
„Diese Entwicklung ist obszön, greift die Grundlagen unserer Gesellschaft an und gefährdet langfristig die Demokratie, wenn die Politik nicht nachhaltig gegensteuert“, unterstrich der Armutsexperte. Bereits jetzt liege die Wahlbeteiligung in sozialen Brennpunkten um bis zu 50 Prozent niedriger als in gutsituierten Vierteln. Gleitze verwies auf eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung, der zufolge nur 59 Prozent der Menschen unterhalb der Armutsgrenze der Meinung seien, dass die Demokratie hierzulande gut funktioniere. Das seien elf Prozent weniger als in der Gesamtbevölkerung.
Quelle: epd Niedersachsen/Bremen
Infos zur Landesarmutskonferenz: www.landesarmutskonferenz-niedersachsen.de
Wie drehe ich ein Video über Demokratie? Und was bedeuten Grundrechte eigentlich für mich? Der Friedrich Verlag hat den Autor, Regisseur und YouTuber Joseph DeChangeman gefragt, wie er zur Idee für sein Video-Projekt „7 Tage ohne Demokratie“ kam und ob Schüler*innen so ein Video auch selbst im Geschichts- oder Politikunterricht drehen können. Seine Antwort: na klar!
2020 hatte DeChangeman das 15-minütige Video „7 Tage ohne Demokratie“ auf Anregung und in Zusammenarbeit mit der Offenen Gesellschaft Langenhagen gedreht. Gefördert wurde das Projekt durch den Landespräventionsrat Niedersachsen, die Bürgerstiftung Langenhagen und den Präventionsrat Langenhagen. „In einer Viertelstunde habe ich mehr gelernt als in einem halben Jahr Politikunterricht“, sagte Carolin Scholz vom Landespräventionsrat zur Veröffentlichung des Videos.
Caroline von Blanckenburg von der Offenen Gesellschaft Langenhagen, die das Video-Projekt intensiv begleitete, sagte im Dezember 2020: „Der Film wird uns überleben“, da die Aussagen von DeChangeman zu Demokratie und Grundrechten allgemeingültig und zeitlos seien. Wie recht sie damit hatte, zeigt das neue Video.
Die Offene Gesellschaft Langenhagen und die Bürgerstiftung Langenhagen werden zukünftig noch enger zusammenarbeiten: Um im Sinne zivilgesellschaftlichen Engagements etwas für die Menschen in der Stadt zu tun, haben Aktive der Offenen Gesellschaft jetzt konkrete Aufgaben in der Bürgerstiftung übernommen. Falk Wook wurde Anfang November zum Präsidenten der Stiftung gewählt, Insa Becker-Wook und Andrea Hesse wurden zu Mitgliedern des Stifter*innenrates ernannt. Zur „Kontaktgruppe“, die die Projektzusammenarbeit von Offener Gesellschaft und Bürgerstiftung koordiniert und begleitet, gehören Renate Siebler, Georg Obermayr, Jürgen Köhler und Andrea Hesse. Bereits seit 2019 ist die Offene Gesellschaft Langenhagen eine Unterstiftung der Bürgerstiftung.
Olaf Krause (vorne von links, bisher Vorsitzender des Stifter*innenrates), Jürgen Köhler, Falk Wook, Claus Holtmann (hinten von links, bisher Präsident der Bürgerstiftung), Georg Obermayr, Insa Becker-Wook, Renate Siebler und Andrea Hesse.
Foto: Stefan Polzer
In Langenhagen gibt es die erste Regenbogenbank im öffentlichen Raum: In dieser Woche übergaben Vertreter*innen der Offenen Gesellschaft Langenhagen die leuchtend bunte Bank an die Elisabeth-Kirchengemeinde – als Dank dafür, dass die Initiative schon seit fünf Jahren ihren Sitz am Kirchplatz hat und die Gemeinderäume nutzen darf.
„Die Bank passt zu unserem aktuellen Projekt ‚Wir in Langenhagen machen mit: Mit Respekt!‘“, erklärte Renate Siebler von der Offenen Gesellschaft bei der Übergabe der Bank. „Wir wollen damit auf die bedrückende Entwicklung des öffentlichen Umgangs miteinander reagieren: den zunehmend rauen Ton, die Geringschätzung und Demütigung Andersdenkender bis hin zu körperlichen Angriffen, die massiven Aufrufe zu Hass und Hetze in den sozialen Medien. Dies betrifft auch die queere Community: 2021 gab es bundesweit etwa 1.000 gemeldete queerfeindliche Gewalttaten, die Dunkelziffer dürfte sehr viel höher liegen.“
Mit der Elisabeth-Kirchengemeinde beteiligen sich mittlerweile 20 Langenhagener Vereine, Verbände und Institutionen am Projekt „Mit Respekt!“. Die sechs Regenbogenfarben, in denen Mitglieder der Offenen Gesellschaft die massive Holzbank aus regionaler Erzeugung vor der Übergabe lackiert hatten, symbolisieren das, worauf auch eine Plakette an der Rückenlehne hinweist: einen Platz für Vielfalt und Respekt.
Ermöglicht wurde das Projekt Regenbogenbank durch Fördermittel des Niedersächsischen Sozialministeriums und einen Eigenbeitrag der Offenen Gesellschaft Langenhagen. Einen Dank richtete Renate Siebler auch an den Verein „EinzigArtig“, der in der Wedemark bereits mehr als 20 Regenbogenbänke aufstellte und damit das Vorbild für Langenhagen lieferte; an die Firma Holzland Stoellger, die beim Erwerb der Bank unterstützte, und an den Malermeisterbetrieb Wöbbekind, der für die richtigen Farben sorgte.
Die Offene Gesellschaft hofft, dass es auch in Langenhagen bald viele Regenbogenbänke gibt, die queeren und allen anderen Menschen, die sich hier niederlassen wollen, ein Willkommensgefühl vermittelt. Interessierte können sich per Mail an denkwerkstatt-offene-gesellschaft@web.de an die Offene Gesellschaft wenden und für einen Kostenbeitrag von 350 Euro eine Regenbogenbank erstehen. Fotos: Oliver Krebs, Andrea Hesse, Jürgen Köhler
Von heiter bis Tränen in den Augen war an diesem Vormittag alles dabei: Die Offene Gesellschaft Langenhagen hatte unter der Überschrift „Wir machen Platz füreinander!“ geflüchtete Menschen und ihre Gastgeber*innen zum Brunch in den Rathaushof eingeladen. Gäste aus der Ukraine nutzten die Gelegenheit, miteinander zu reden und zu essen und von ihrer aktuellen Situation zu erzählen – vom dringenden Wunsch, in die Heimat und zu den geliebten Menschen zurückzukehren, bis zur Dankbarkeit dafür, nach großer Not in Langenhagen freundlich aufgenommen worden zu sein.
Begrüßt wurden die Gäste unter anderem vom Vorsitzenden des Integrationsbeirates der Stadt Langenhagen, Erwin Eder. Oksana Janzen vom Ukrainischen Verein Niedersachsen wies darauf hin, dass es so wichtig sei, weiterhin zu unterstützen und dankte für die große Hilfsbereitschaft bisher. Es folgte ein Interview mit Frau Seeska und ihren ukrainischen Gästen, dem die Menschen im Rathaushof interessiert folgten.
Olena Gaschutin unterstützte bei der Übersetzung der Dialoge vom Ukrainischen ins Deutsche und umgekehrt. Tanztherapeutin Amelie von Blanckenburg leitete zwei Kreistänze an, die viel zur heiteren Stimmung beitrugen.
Je länger der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine andauert, desto wichtiger wird es, nicht zur Tagesordnung überzugehen und immer wieder an diese menschengemachte Katastrophe zu erinnern: „Wir brauchen solche Begegnungsorte im öffentlichen Raum“, waren sich Organisator*innen und Besucher*innen einig. Fotos: Andrea Hesse
Zwei Jahre lang musste das Offene Klavier vom Langenhagener Marktplatz im Winterlager bleiben, nun ist es wieder da: Seit dem 5. Mai steht es allen Menschen, die darauf spielen möchten, zur Verfügung. Montags bis samstags, jeweils von 11 bis 20 Uhr, ist das Klavierhäuschen geöffnet – auch dank der Unterstützung durch die Mitarbeitenden des Restaurants Shiva Curry, die die Türen morgens aufschließen, und dank Achim Lampe, der am Marktplatz wohnt und regelmäßig abends wieder abschließt. „Das ist wirklich klasse und wir freuen uns sehr über dieses Engagement“, sagt Georg Obermayr, der das Offene Klavier gemeinsam mit weiteren Aktiven der Offenen Gesellschaft betreut. Für jeden letzten Freitag im Monat um 17 Uhr ist auch wieder das offene Singen geplant; erstmals findet es am 27. Mai statt.
Im Mai 2018 war das Offene Klavier mit Auftritten von Matthias Brodowy und Albrecht von Blanckenburg eröffnet worden; 2020 und 21 musste es dann aufgrund der Pandemie im Winterlager im CCL bleiben. In dieser Zeit gingen immer wieder Anfragen bei der Offenen Gesellschaft ein, wann es denn endlich wieder zur Verfügung stehe – viele Menschen in Langenhagen vermissten die Möglichkeit, dort zu spielen oder auch einfach zuzuhören.
Am 5. Mai war es jetzt soweit: Die Offene Gesellschaft Langenhagen feierte ihren fünften Gründungsgeburtstag mit einem Glas Sekt am Klavier, dazu spielte Bernd Schneider ein paar ausgewählte Lieblingslieder. „Als wir die Offene Gesellschaft Langenhagen vor fünf Jahren ins Leben riefen, haben wir noch gar nicht daran gedacht, dass sie so viel anstoßen und in Gang bringen könnte“, sagten Insa Becker-Wook und Andrea Hesse. Sie erinnerten an Aktivitäten wie den Flashmob im CCL zur Landtagswahl, die Ausrichtung des Europa-Festes auf dem Langenhagener Marktplatz, den Bürger:innen-Brunch in der Elisabethkirche, die Kampagne „Mit Respekt!“, zahlreiche Konzerte mit internationalen Künstler:innen, Kundgebungen, Lesungen, Infostände – und natürlich das Offene Klavier, das vielen Menschen ans Herz gewachsen ist.
Fotos: Andrea Hesse, Walter Euhus, Caroline von Blanckenburg
Ein Zeichen für Frieden und Solidarität in Europa setzten Menschen jetzt im Rathaushof. Die einen, weil sie mit ihren Blasinstrumenten einen bunten Mix aus bekannten und weniger bekannten Musikstücken darboten; die anderen, indem sie die während des etwa zweistündigen Benefizkonzertes bereitgehaltenen Spendendosen mit Münzen und Scheinen füllten. Zum Schluss waren es 2.200 Euro, mit denen aus der Ukraine geflüchtete Menschen in Langenhagen unterstützt werden können.
„Es ist toll, wie viel heute hier zusammengekommen ist“, freute sich Harald Sandmann, musikalischer Leiter des Langenhagener Blasorchesters am Ende. Im Wechsel mit Michael Tewes vom Musikverein Godshorn dirigierte er das Konzert, zu dem rund 50 Musikerinnen und Musiker aus acht Orchestern in der Region Hannover zusammengekommen waren.
Willi Minne von der Offenen Gesellschaft Langenhagen ging in seinem Redebeitrag auf den Überfall Russlands auf die Ukraine und die bedrückenden Geschehnisse der vergangenen Wochen ein: „Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg“, so Minne. „Bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind. Besonders die, die nicht hingehen müssen.“
An ihrem Infostand informierten andere Mitglieder der Offenen Gesellschaft Langenhagen über die Ziele der Initiative, während weitere Aktive mit Sammelbüchsen durch die Reihen gingen und sich über die große Spendenbereitschaft der Menschen im Rathaushof freuten. Fotos: Stadt Langenhagen, Caroline von Blanckenburg
https://www.instagram.com/offene_gesellschaft_lgh/
Der Kirchenvorstand der Elisabethgemeinde hatte sich bereits vor Weihnachten von den sogenannten Spaziergängen auf dem Kirchplatz distanziert; nun bezog auch die Offene Gesellschaft Langenhagen Position: Trotz Dauerregens versammelten sich die Aktiven am letzten Donnerstag des Jahres auf dem Platz vor der Elisabethkirche, um für ein verantwortungsbewusstes und solidarisches Verhalten zu werben, zu dem in Corona-Zeiten unbedingt auch das Impfen gehört. Etwa 50 Aktive der Offenen Gesellschaft und der Kirchengemeinde drückten mit Transparenten ihren Widerstand gegenüber den „Spaziergänger*innen“ und deren verantwortungslosem Handeln aus: Die Impfgegner*innen versammelten sich in Gruppen durchweg ohne Masken auf dem Kirchplatz, mussten ihre Versammlung nach Aufforderung durch die Polizei jedoch schnell beenden und zogen weiter.
In einer kurzen Ansprache dankte Bettina Praßler-Kröncke, Pastorin der Elisabeth-Kirchengemeinde, der Offenen Gesellschaft für ihren Einsatz. „Wir wenden uns gegen die Verleugnung der Covid-19-Pandemie und sprechen uns gegen jede Verunglimpfung von Wissenschaftler*innen, Ärzt*innen und Politiker*innen aus, die ihr Möglichstes tun, um die Pandemie zu überwinden“, hatte Praßler-Kröncke bereits im Vorfeld erklärt. Die Offene Gesellschaft Langenhagen betont, dass die persönliche Freiheit jedes Menschen nicht die Freiheit einschließe, andere durch Impfverweigerung und verantwortungsloses Verhalten zu gefährden. Vor dem Hintergrund der vierten Welle und neuer hochansteckender Virusvarianten sollte jeder seinen Mitmenschen gegenüber verantwortungsbewusst und solidarisch handeln und sich impfen lassen sowie alle Vorsichtsmaßnahmen einhalten.
Sollten die verharmlosend „Spaziergänge“ genannten Treffen von Impfgegner*innen und Corona-Leugner*innen in Langenhagen fortgesetzt werden, wird die Offene Gesellschaft auch in den kommenden Wochen weiterhin dagegen halten.
Foto: Andrea Hesse
Man muss nicht unbedingt IT-Spezialistin sein, um Fake News im Netz auf die Spur zu kommen – das machte MrWissen2go alias Mirko Drotschmann seinem Publikum im Theatersaal Langenhagen klar. Oft helfen schon der genaue Blick aufs Impressum einer Website, auf die Autorin oder den Autor, das Anklicken von Links oder die Bildersuche rückwärts auf Google, mit der man herausfinden kann, in welchen anderen Zusammenhängen ein Foto bereits verwendet wurde. Vielleicht hilft es auch schon, ganz genau hinzugucken – dann zeigt sich z.B., dass ein zehntausendfach geteiltes Video von dunkelhäutigen Männern, die einen italienischen Polizeiwagen zertrümmern, aus dem Zusammenhang gerissen wurde. Links am Bildrand sind ein Reflektor und eine Tonangel zu sehen: Geteilt wurde ein Ausschnitt aus Dreharbeiten, der zertrümmerte Wagen gehörte zum Drehbuch. Trotzdem wurde das Video dazu genutzt, Geflüchtete als gewalttätig und gefährlich darzustellen.
Im nahezu ausverkauften Theatersaal erzählte MrWissen2go von seinen beiden erfolgreichen öffentlich-rechtlichen YouTube-Kanälen, die insgesamt 2,3 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten haben. Er stellte konkrete Fälle von Falschnachrichten oder Fake News vor und erklärte, was sie in Zeiten der sogenannten Sozialen Medien so gefährlich macht. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler ebenso wie Ältere folgten ihm konzentriert über rund zwei Stunden, stellten viele Fragen und erzählten aus ihrer eigenen Wahrnehmung. Moderiert von Gesa von Blanckenburg und Julius Richter bekam die gemeinsame Veranstaltung der Offenen Gesellschaft Langenhagen mit der VHS Langenhagen am Ende Bestnoten: Online stimmten die Teilnehmer*innen im Theatersaal und im Livestream ab und vergaben mit großer Mehrheit die Note 1.
Ein dickes Dankeschön der Vorbereitungsgruppe, in der sich insbesondere Caroline von Blanckenburg von der Offenen Gesellschaft Langenhagen und Shirin Schikowski von der VHS engagiert hatten, ging am Ende an die Hertie-Stiftung und den Präventionsrat Langenhagen, die die Veranstaltung finanziell ermöglicht hatten. MrWissen2go sorgte für einen sehr nachdenklichen Schlusspunkt: Antijudaismus und Antisemitismus, praktiziert und verbreitet seit dem 2. Jahrhundert über das Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert, beruhten auf einer der ältesten, wirkungsvollsten und verhängnisvollsten Fake-News-Kampagnen der Welt – Fake News, die in ihrer Menschenfeindlichkeit wohl einzigartig sind und Millionen Tote forderten.
Fotos: Andrea Hesse (6), André Schweigler (1)
Klimaschutz und Aufenthaltsqualität im Stadtzentrum, Schulneubauten und -sanierungen sowie die dafür notwendigen Finanzen, die Einbindung junger Menschen in den Diskurs und in politische Entscheidungen, die Integration Geflüchteter und die Aufnahme von Menschen, die nach der Machtübernahme der Taliban aus Afghanistan fliehen mussten – die Bandbreite der Themen, mit denen sich die fünf Kandidat*innen für das Amt der Bürgermeisterin oder des Bürgermeisters in Langenhagen befassten, war groß. Die Offene Gesellschaft Langenhagen hatte zum Podiumsgespräch eingeladen und Wilhelm Behrens (Unabhängige), Andreas Eilers (WAL), Afra Gamoori (SPD), Marion Hasenkamp (Die PARTEI) und Mirko Heuer (CDU) stellten sich den Fragen von Julius Richter und Andrea Hesse, die das Gespräch moderierten. Kamran Qamar (Change Langenhagen) konnte aufgrund einer Auslandsreise nicht teilnehmen.
Mehr als 50 Interessierte waren in den Innenhof des Rathauses gekommen und folgten dem Gespräch konzentriert über anderthalb Stunden – trotz der immer wieder einsetzenden Regenschauer. Welche konkreten Sparmaßnahmen möchten Sie einleiten, um den städtischen Haushalt zu entlasten? Was wollen Sie tun, um die Ortsräte stärker am politischen Prozess zu beteiligen? Warum werden die ehrenamtlich tätigen Gruppen in der Flüchtlingsarbeit nicht besser über aktuelle Entwicklungen informiert? Diese und weitere Fragen wurden aus dem Publikum heraus ans Podium gerichtet.
Am Ende zogen die Organisator*innen von der Offenen Gesellschaft Langenhagen ein positives Fazit: Bei aller Einigkeit in einzelnen Fragen, etwa zur Aufnahme aus Afghanistan geflüchteter Menschen und dem Bekenntnis zum Klimaschutz, offenbarten sich doch durchaus Unterschiede in der Gewichtung dessen, was für die Stadt Langenhagen wichtig und richtig ist – für die Zuhörer*innen sicher eine Entscheidungshilfe zur Kommunalwahl am 12. September.
Fotos: Jürgen Köhler, Martina Jaedke-Schmidt
Bitte teilt den Link und macht Werbung für dieses Video. O-Ton Carolin Scholz, Landespräventionsrat Niedersachsen:
"Wenn es dieses Video früher gegeben hätte, hätte ich mir ein halbes Jahr Politikunterricht sparen können."
„Fridays for Future sind eine Bewegung für Klimagerechtigkeit – nur Klimaschutz wäre zu wenig“, stellte die Rednerin von FFF in ihrer Begrüßung klar. Es gehe um weltweiten effektiven Klimaschutz, der die dramatische Entwicklung im Globalen Süden berücksichtige: „What do you want? Climate Justice! When do you want it? Now!“
Fridays for Future hatten für den 25. September einen internationalen Klimastreiktag ausgerufen; in Hannover fanden dazu Sitz-Demos an insgesamt zehn Punkten auf dem Cityring statt. Tausende Menschen, von der Schülerin bis zum Rentner, folgten dem Aufruf, ließen sich mit Maske und Abstand auf den Straßen nieder und hörten informative, anklagende und auch ermutigende Redebeiträge.
„Ihr habt zwei Gegner – die Gleichgültigen und die Klimawandelleugner“, rief Landesbischof Ralf Meister den Demonstrant*innen vor der Christuskirche zu. „Dass ihr trotz Corona heute hier seid, ist ein großes Hoffnungszeichen für eine Welt, die euch so dringend braucht.“ Meister forderte FFF dazu auf, denjenigen, denen die Klimakatastrophe egal sei oder die sie leugneten, weiter im Weg zu stehen oder zu sitzen: „Ihr habt für Veränderungen gesorgt – ihr glaubt gar nicht, wieviel sich schon verändert hat.“
In Audio- und vorgelesen Beiträgen kamen Menschen unter anderem von den Philippinen, aus Kolumbien und Russland zu Wort, die eindrucksvoll schilderten, wie sehr sie und ihre Gemeinschaften bereits unter den konkreten Auswirkungen des Klimawandels leiden. „Lasst uns zuhören, versuchen zu verstehen und lernen“ – diesem Aufruf folgten die Demonstrant*innen vor der Christuskirche, unter ihnen Mitglieder der Offenen Gesellschaft Langenhagen, konzentriert.
Lea Reich, Autorin aus Hannover, forderte die Bewegung auf, radikaler zu werden: „Das heißt, dass wir an die Wurzel gehen müssen – an den Symptomen haben wir uns lange genug abgearbeitet.“ Ralf Meister forderte die Kirchen auf, der Bewegung in der kalten Jahreszeit Räume zur Verfügung zu stellen: „Wir haben den Platz auch für hundert Leute oder mehr unter Corona-Auflagen – fragt die Kirchen.“ FFF könne sich dabei auf ihn berufen, fügte der Landesbischof hinzu.
Es sollte die zentrale Demonstration in Norddeutschland werden: Für den 13. September hatten selbst ernannte Querdenker*innen und Gegner*innen der Corona-Politik zu einer Kundgebung auf dem Waterloo-Platz in Hannover aufgerufen. Mobilisiert wurde dafür in ganz Norddeutschland; am Ende versammelten sich nach Polizeiangaben etwa 1.100 Menschen, um gegen die „Fake-Pandemie“, eine angeblich drohende Diktatur in Deutschland und das Tragen von Masken zu protestieren.
Zum Vergleich: Bei der antirassistischen Black-Lives-Matter-Demo im Juni in Hannover gingen 8.500 Menschen gegen Diskriminierung und Polizeigewalt auf die Straße; beim Klimastreiktag im September 2019 waren es allein in Hannover 30.000. Davon, dass „Querdenken“ eine Mehrheit der Bevölkerung vertrete, kann also keine Rede sein. Sorgen bereitet dennoch die Tatsache, dass viele derjenigen, die im Namen der Freiheit gegen Corona-Verordnungen angehen, keine Hemmungen haben, mit Rechtsradikalen und Verschwörungstheoretiker*innen gemeinsame Sache zu machen.
Auf dem Waterlooplatz versammelten sich in unmittelbarer Nähe zur Kundgebung der Corona-Politik-Gegner*innen etwa 700 Menschen zu einer Gegendemonstration, unter ihnen auch Vertreter*innen der Offenen Gesellschaft Langenhagen. Während unter diesen 700 konsequent darauf geachtet wurde, zum Schutz aller Beteiligten Masken zu tragen, musste die Polizei den Zug der „Querdenker*innen“ mehrfach aufhalten, weil diese Auflage missachtet wurde. Im Nachhinein stellte sich nach einem Bericht der HAZ heraus, dass nicht wenige der ärztlichen Atteste, die in diesem Zusammenhang hervorgeholt wurden, wohl gefälscht waren. Foto: Jürgen Köhler
"Dieser Abend war mitreißend und berührend", sagt Ute Braedt von der Offenen Gesellschaft Langenhagen. Erstmals hatte die Initiative jetzt in Zusammenarbeit mit dem Verein zur Förderung von Jugend und Kultur ins Veranstaltungszentrum Monopol im Haus der Jugend in Langenhagen eingeladen und präsentierte die internationale Band Sound of Hope.
Seit Ende 2015 Jahres gibt es dieses interkulturelle Musikprojekt, in dem sich Musikerinnen und Musiker im Kulturzentrum „Alte Schule“ in Bantorf treffen. Zur Band gehören Geflüchtete aus
verschiedenen Herkunftsländern; sie spielen Lieder ihrer Heimat und englische und deutsche Songs. Im Monopol kamen neben dem typischen Band-Instrumentarium auch die orientalischen Instrumente
Saz, Oud und Tablas zum Einsatz; der Gesang in mehreren Sprachen machte die außergewöhnliche Zusammensetzung der Band hörbar. Für Begeisterung sorgten insbesondere die Soli der syrischen Musiker Obay und Dilyar auf den Instrumenten Oud und Saz.
Trauer und Freude, Sehnsucht nach Heimat und die tiefe Freude an der Musik wurden spürbar - das Publikum dankte mit großem
Applaus.
"Es war ein stimmungsvoller Abend mit toller Musik und berührenden Berichten von den Musikern, die uns erzählten, wie sie zu Sound of
Hope kamen und was ihnen die Gruppe gibt", berichtet Caroline von Blanckenburg von der Offenen Gesellschaft. Ein großer Dank ging auch an das Monopl-Team, das als Mitveranstalter einen
wunderbaren Abend ermöglicht
hatte.
Foto: Hartmut von Blanckenburg
„Starke Stimme Langenhagen“ – unter dieser Überschrift stand das Neujahrskonzert, zu dem die Bürgerstiftung in Kooperation mit der Offenen Gesellschaft Langenhagen eingeladen hatte. Und der Titel versprach nicht zu viel: Sängerinnen und Sänger aus insgesamt zehn Langenhagener Chören standen jeweils mit einer Delegation auf der Bühne, außerdem eine Chorklasse der Grundschule Godshorn und als Gäste die A-Cappella-Gruppe "Die Draufsänger" aus Osnabrück. Unter der Leitung von Holger Kiesé erklang unter anderem Reinhard Meys "Über den Wolken", in das die rund 450 Gäste im Theatersaal gerne einstimmten.
Im Interview mit Insa Becker-Wook erklärten Karin Saremba von der Bürgerstiftung und Andrea Hesse von der Offenen Gesellschaft die Beweggründe für die Zusammenarbeit der beiden Organisationen: "Wir haben ganz ähnliche Ziele und wir glauben beide daran, dass Veränderung vor Ort, in der eigenen Nachbarschaft, beginnen kann." Sie wünschten sich für die Zukunft, dass sich noch mehr Menschen aktiv für Demokratie, Menschenrechte und eine solidarische Gesellschaft einsetzten und dass die Einschüchterung und Bedrohung von Politikerinnen, Journalisten und zivilgesellschaftlich engagierten Menschen durch rechte Hetze endlich ein Ende habe.
"Dieser Tag hat sehr deutlich gezeigt, wie verbindend Musik wirken kann", zog Claus Holtmann, Präsident der Bürgerstiftung, schließlich ein zufriedenes Fazit - das Neujahrskonzert habe seine Erwartungen noch übertroffen. Foto: Andrea Hesse
Die Zahlen sprachen für sich: Als am 23. November knapp 120 Rechtsradikale von der NPD durch die Südstadt marschierten, um gegen Journalist*innen und Pressefreiheit zu polemisieren, fanden sich auf der anderen Seite der Polizeiabsperrungen 8.500 Menschen aus Hannover und der Region ein, um den Neonazis unter dem Motto "Bunt statt Braun" entgegenzutreten.
"Hannover ist eine Stadt, in der Rassismus und Antisemitismus keinen Platz haben", erklärte Hannovers neuer Oberbürgermeister Belit Onay; andere Redner betonten die Bedeutung der Pressefreiheit für eine demokratische Gesellschaft. Regionspräsident Hauke Jagau stellte einen Zusammenhang zu den Rechtspopulisten von der AfD her: „Das Vorgehen der NPD, Kritikern Angst einzujagen, ist die gleiche Methode, die auch die AfD mit ihrem Denunziantenportal im Internet anwendet.“
Die Offene Gesellschaft Langenhagen hatte den Aufruf des hannoverschen Bündnisses "Bunt statt Braun" zur Kundgebung unterstützt und zeigte mit einer Gruppe von Aktiven Flagge. Mehrere Menschen aus Langenhagen, die den Aufruf in der lokalen Presse wahrgenommen hatten, schlossen sich beim Marsch vom Stephansplatz zum Aegi an. "Es war richtig und wichtig, dass wir hier in Hannover dabei waren", lautete das Fazit der Gruppe zum Ende der Kundgebung. Foto: Lea Siebler
"Wo Juden angegriffen werden, sind wir alle bedroht." Mit diesen klaren Worten benannte Wolfgang Reinbold vom Rat der Religionen in Hannover das versuchte Attentat auf die Synagoge in Halle als das, was es war: ein Angriff auf die gesamte Gesellschaft. Erst treffe es jüdische Menschen, so Reinbold weiter, dann andere Gruppen, die nicht ins Weltbild völkischer Nationalisten passten.
Etwa 250 Menschen, unter ihnen auch Vertreter*innen der Offenen Gesellschaft Langenhagen, versammelten sich am Tag vor dem 9. November vor der Synagoge an der Haeckelstraße in Hannover, um ihre Solidarität mit den jüdischen Gemeinden zu zeigen. In der einbrechenden Dunkelheit erleuchteten sie den Platz vor dem Gemeindezentrum mit Kerzen und waren einfach vor Ort, bildeten einen symbolischen Ring der Solidarität um die hannoversche Synagoge. Klare Worte fanden hier auch der hannoversche Bürgermeister Thomas Hermann und Alina Fejgin, Leiterin des Sozialreferates der Jüdischen Gemeinde Hannover: "Wir freuen uns wirklich sehr, dass sie alle heute hier sind", so Fejgin.
Auch vor dem jüdischen Zentrum Chabad Lubawitsch im Stadtteil Kleefeld kamen zahlreiche Menschen zusammen; unter ihnen Belit Onay, Kandidat für das Amt des hannoverschen Oberbürgermeisters, und Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen. Caroline von Blanckenburg und Insa Becker-Wook von der Offenen Gesellschaft Langenhagen nutzten die Gelegenheit, mit Habeck über die Anliegen der Initiative ins Gespräch zu kommen.
Vor der Liberalen Jüdischen Gemeinde in Leinhausen dankte Ingrid Wettberg, Vorsitzende der Gemeinde, allen Anwesenden: "Sie haben uns heute das Gefühl vermittelt, nicht allein gelassen zu sein." Foto: Jürgen Köhler
„Wann macht ihr so etwas wieder?“ Der große Brunch „#langenhagen.gemeinsam.bunt“ in der Elisabeth-Kirche war noch nicht vorüber, da tauchten schon erste Fragen nach einer Wiederholung auf. Mehr als 200 Menschen waren am Sonntagvormittag in die Langenhagener Kirche gekommen, um hier gemeinsam zu essen, miteinander zu reden und zu singen – an einem besonderen Ort.
Sie habe sich schon lange gewünscht, Menschen aus der Stadt zu einem gemeinsamen Essen in der Kirche zusammenzubringen, begrüßte Pastorin Bettina Praßler-Kröncke die Brunch-Gäste. Die zum 150. Kirchweihjubiläum leer geräumte Kirche biete dafür einen wunderbaren Rahmen. Als Mitveranstalterin hatte Praßler-Kröncke die Initiative „Offene Gesellschaft Langenhagen“ ins Boot geholt, die sich seit mehr als zwei Jahren in vielen öffentlichen Aktionen für den Zusammenhalt der Gesellschaft und gegen Ausgrenzung und Herabwürdigung von Menschen engagiert. Foto: Andrea Hesse
Weltweit gingen am 20. September, dem globalen Klimastreiktag, Hunderttausende für eine neue Klimapolitik und globale Klimagerechtigkeit auf die Straße. Die Offene Gesellschaft Langenhagen hatte im Vorfeld alle Langenhagener*innen aufgerufen, ebenfalls Flagge für eine veränderte Klimapolitik und Klimagesetzgebung zu zeigen und sich am großen Sternmarsch in Hannover zu beteiligen.
„Es ist so wichtig, dass wir immer mehr werden, immer weiter zeigen, dass wir keine andere Wahl haben, als für unsere Zukunft einzustehen“, hatten Vertreterinnen und Vertreter der hannoverschen Gruppe von Fridays for Future für den Sternmarsch geworben. Die Gruppe hatte explizit auch die mittlere und ältere Generation zur Unterstützung aufgerufen: „Jetzt heißt es endlich: Alle für’s Klima, alle auf die Straßen!“
Mit Freude stellten die Aktiven der Offenen Gesellschaft Langenhagen fest, dass sich einige Interessierte am Treffpunkt Lister Platz zu der Gruppe in den auffälligen T-Shirts mit dem Logo der Offenen Gesellschaft gesellten. Übereinstimmend stellte die Gruppe fest, dass die Forderung nach Klimagerechtigkeit sehr viel mit den Anliegen der Offenen Gesellschaft zu tun hat: In vielen Teilen der Erde verursacht der Klimawandel bereits tödliche Dürren, in anderen Weltteilen ebenso tödliche Überschwemmungen. Millionen von Menschen werden dadurch ihre Lebensgrundlage verlieren. Die Offene Gesellschaft engagiert sich für soziale Gerechtigkeit gegenüber allen Menschen – das schließt die Bewahrung ihrer Lebensgrundlagen ein.
In Hannover formierten sich am Klimastreitag fünf eindrucksvolle Züge, die sich sternförmig zur Abschlusskundgebung auf dem Friederikenplatz bewegten - 30.000 Menschen beteiligten sich allein hier an der Demonstration. Foto: Renate Siebler
„Musik, Theater, Sport und Spiel; dazu ganz viele Gespräche über Europa – die Mischung hat gestimmt.“ Susanne Wöbbekind von der Offenen Gesellschaft Langenhagen ist zufrieden: Obwohl das Wetter ruhig etwas sommerlicher hätte sein können, kamen ein paar hundert Langenhagener aller Generationen zum Europafest der Offenen Gesellschaft Langenhagen auf dem Marktplatz zusammen und ließen Europa und die Europäische Union hochleben. Die Knirpse vom KITA-Zirkel Langenhagen waren ebenso dabei wie die OMAS GEGEN RECHTS, die sich gegen den wachsenden Rechtspopulismus positionierten. Festbesucher Dr. Wolfgang Brörken sagte es so: „Ich bin hier, weil mir die gegenwärtige Entwicklung Sorge bereitet und ich Europa stärken will.“
„Wir haben dieses Thema nicht aus freien Stücken gewählt“, sagt Pastor Wilfried Manneke. „Wir haben es hier vorgefunden und haben uns von einem Wort aus der Bibel leiten lassen: ‚Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu.‘“ (Prediger 9, Vers 10)
Seit mehr als 20 Jahren tut Manneke in der Lüneburger Heide das, was ihm vor die Hände kommt: Gemeinsam mit vielen anderen bietet er Rechtsextremisten die Stirn, macht auf ihre Umtriebe aufmerksam und protestiert gegen ihre Aktivitäten. Jetzt war Manneke, der seit der Veröffentlichung seines Buches „Guter Hirte, braune Wölfe“ (Droemer Knaur) ein deutschlandweit gefragter Referent ist, mit einem Erfahrungsbericht in Langenhagen zu Gast. Gemeinsam eingeladen hatten ihn der Evangelisch-lutherische Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen, die Elisabeth-Kirchengemeinde und die Offene Gesellschaft Langenhagen. Foto: Andrea Hesse
Sein politisches Engagement flog ihm nicht aus heiterem Himmel zu, sondern hatte seinen Ursprung im Elternhaus: „Mein Vater hat den Untergang der Weimarer Republik miterlebt und mir klar gemacht, wie wichtig es ist, sich zu engagieren“, erzählt Christian Wulff, früherer Niedersächsischer Ministerpräsident und Bundespräsident a. D. Angesichts dieser Karriere spielte es auch kaum eine Rolle, dass der Vater Sozialdemokrat war, während der Sohn in der CDU Ämter innehatte: „Es geht darum, sich in einer demokratischen Partei zu engagieren.“
Als prominenter Gast der Offenen Gesellschaft Langenhagen war Christian Wulff zu einem Interview ins City Center Langenhagen gekommen und stellte sich den Fragen von Caroline von Blanckenburg und Insa Becker-Wook. Natürlich sei das Engagement der Langenhagener Initiative vor Ort auf lokaler Ebene wichtig und habe das Potenzial, etwas zu bewegen, erklärte er auf Nachfrage: Im direkten Kontakt mit Menschen lasse sich viel bewegen – beim Gespräch in der Familie, mit Freunden oder eben im Rahmen von Veranstaltungen der Offenen Gesellschaft Langenhagen. Wenn sich nur zwei Menschen aus dem Publikum nach der Veranstaltung demokratisch aktiver verhielten als vorher, könne das bereits große Wirkung entfalten.
Als eine Ursache für die verbreitete Gleichgültigkeit oder Zustimmung gegenüber extremen Positionen bezeichnete Wulff die fehlende Demokratieerziehung in vielen Familien: „Kinder müssen lernen, dass die Demokratie ständig verteidigt werden muss.“ Demokratie sei die tollste Staatsform, die es gebe, allerdings auch die verletzlichste, wenn sie angegriffen werde.
Etwa 200 Menschen waren ins CCL gekommen, um Christian Wulff zu hören; aufmerksam und mit zustimmendem Applaus folgten sie seinen Worten. Begleitet von Benjamin Schramm am Klavier und Sänger Manuel Rogall stimmten sie gemeinsam mit dem Bundespräsidenten auch das mehr als 200 Jahre alte „Die Gedanken sind frei“ und die von Joan-Baez bekannt gemachte Bürgerechts-Hymne „We shall overcome“ an.
Die Aktiven der Offenen Gesellschaft Langenhagen dankten Christian Wulff für seine Unterstützung im Sinne einer offenen, demokratischen, gastfreundlichen und solidarischen Gesellschaft. Der Bundespräsident a. D. hatte, nachdem er vom Engagement der Langenhagener Initiative erfahren hatte, Unterstützung angeboten – mit seinem Auftritt im CCL löste er dieses Versprechen ein. „Eine richtig gute Veranstaltung“, lautete am Ende das Urteil vieler Gäste. Wulff habe authentisch, klar und motivierend gesprochen. Foto: Andrea Hesse
Die Kulisse war ideal: Im alten Langenhagener Bahnhof, dort, wo früher Menschen ankamen und fort fuhren, spielte die Band „Sound of Hope“ jetzt ein mehr als zweistündiges Konzert im Restaurant Emma. In dem zehnköpfigen Ensemble um Albrecht von Blanckenburg machen Menschen aus dem kleinen Ort Bantorf bei Barsinghausen gemeinsam mit Geflüchteten aus verschiedenen Nationen Musik – von uralten kurdischen Liebes- und Klageliedern über selbst geschriebene aktuelle Songs bis hin zu Rock’n’Roll-Klassikern. Die Band versteht sich als Botschafterin für Frieden, Zusammenhalt und Freude am Leben und ihr Repertoire spiegelt genau dieses Anliegen wider. Die rund 80 Gäste im Emma sparten nicht mit Applaus und ließen sich auch gerne zum Mittanzen bewegen.
Caroline von Blanckenburg von der Offenen Gesellschaft Langenhagen stellte in Kurz-Interviews die Musikerinnen und Musiker vor; dabei wurde immer wieder deutlich, welch großen Zusammenhalt die Musik schafft. Musikalisch sei das nicht ganz einfach für sie, berichtete die Pastorin aus einem Dorf am Deister, die bei Sound of Hope die Violine spielt. Schließlich habe sie eine klassische Geigenausbildung erhalten, orientalische Musik bedeute da eine echte Herausforderung. Dennoch: „Das gemeinsame Proben verschafft mir einen neuen Zugang zu meinem Instrument, das ich lange Zeit gar nicht gespielt hatte.“ Dilyar Shexu, ein bekannter kurdischer Musiker und Komponist, erzählte davon, wie er sein Instrument, die Saz, auf der Flucht aus dem syrischen Kobane nach Deutschland retten konnte – im Zusammenspiel mit den Tablas des aus Afghanistan stammenden Musikers Ismael Tajik, dem Leadgesang des kurdischen Sängers Hesham, den klaren Stimmen von Silvia Hoppe und Renate Hachmeister und dem treibenden Schlagzeug des erst 15-jährigen Nick Weber entstand eine Musik, die Hoffnung, Trauer und Lebensfreude zugleich transportierte.
Ulrike Jagau von der Offenen Gesellschaft Langenhagen informierte das Publikum über Fakten rund um das Thema Flüchtlinge. „Im Jahr 2018 ist die Zahl der Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind, stark zurückgegangen“, stellte sie fest. Auch vor diesem Hintergrund sei es unredlich, populistische Stimmungsmache zu betreiben, wie es insbesondere die AfD tue, und nicht bei den Fakten zu bleiben. „Wir von der Offenen Gesellschaft Langenhagen kümmern uns einfach darum, mit Gleichgesinnten hier vor Ort etwas in die andere Richtung zu bewegen“, erklärte Andrea Hesse von der Offenen Gesellschaft Langenhagen. „Wir schaffen Zusammenhalt, singen gemeinsam gegen Ausgrenzung und streiten für eine demokratische, gastfreundliche und solidarische Gesellschaft.“
Ingo Welt, Chef im Restaurant Emma, stellte sich mit seinem Team hinter dieses Engagement und machte so einen besonderen Abend in der tollen Kulisse des alten Bahnhofs möglich.
Sound of Hope: "Bir Nahta Seßtan"
"Wir wollen uns aktiv einsetzen für unsere offene, demokratische, gastfreundliche und fest in Europa verankerte Gesellschaft – sie ist die Grundlage für ein selbstbestimmtes, glückliches Leben." Mit diesen Worte begrüßte Andrea Hesse von der Offenen Gesellschaft Langenhagen Anfang November mehr als 100 Menschen am Klavier im CCL. "Wir engagieren uns gegen den zunehmenden Nationalismus in Deutschland und in Europa, gegen wachsenden Anti-Feminismus, gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit. Wir verfolgen das Auftreten der AfD als Sprachrohr des Rassismus in Stadträten, Landesparlamenten und auf Bundesebene – und wir kümmern uns einfach darum, mit Gleichgesinnten hier vor Ort etwas in die andere Richtung zu bewegen." Passend zu dieser Kurzvorstellung hatten die Menschen rund ums Klavier zuvor das traditionsreiche "Die Gedanken sind frei" gesungen.
Caroline von Blanckenburg begrüßte dann Stefan Bause, Alexander Machill und Bernd Vogel vom Vorstand des Lions Clubs Langenhagen. Sie überbrachten der Offenen Gesellschaft Langenhagen ein besonderes Geschenk: Mehr als 30 Liederbücher mit vielen internationalen Melodien und Texten. "Gerne unterstützen wir die Anliegen der Offenen Gesellschaft", sagte Past-Präsident Alexander Machill. Wie hochwillkommen die Spende im Kreis der Menschen ums Klavier war, zeigte sich schnell: Etwa eine Stunde lang sangen sie zur Begleitung durch Bernd Schneider Lieder aus den neuen Büchern.
Ein dickes Dankeschön gab es auch für Thorsten Schirmer vom Vorstand der Werbegemeinschaft im Bestandsbau des CCL: Die Kaufleute unterstützen die Idee der verbindenden Veranstaltungen am Klavier, indem sie während der Wintermonate ihre Veranstaltungsfläche im Obergeschoss und einen Abstellraum für das Instrument zur Verfügung stellen.
"Die Veranstaltungsqualität im CCL gewinnt durch dieses Engagement", sagte Thorsten Schirmer an die Offene Gesellschaft Langenhagen gerichtet. "Schließlich vermittelt das gemeinsame Singen Zuversicht und Tatkraft."
Der Pianist, Keyboarder und Songwriter Daniel Schunn aus Sehnde liebt die kleinen
Formate – Wohnzimmerkonzerte und das Experimentieren mit verschiedenen Musikinstrumenten und Klängen. Als Pianist und Keyboarder spielte er bereits mit so bekanten Musiker*innen wie Gregor Meyle,
Felicitas Woll, Hamid Baroudi, Katja Friedenberg (Voice of Germany) und Njeri Weth zusammen, nun kam er zu einem Konzert am offenen Klavier auf den Langenhagener
Marktplatz.
"Daniel möchte mit seinem Auftritt hier bei uns die Ziele der Offenen Gesellschaft Langenhagen unterstützen - er ist überzeugt davon, dass sie wichtig sind",
erklärte Caroline von Blanckenburg in ihrer Begrüßung zu Konzertbeginn und erläuterte den etwa 50 Konzertgästen die 10 Thesen, in denen
diese Ziele formuliert sind. Daniel Schunn tat anschließend das, was er so wunderbar kann: Er spielte ein "Wohnzimmerkonzert" mitten auf dem Marktplatz, verwob seine selbst komponierten Stücke
mit Erzählungen zu ihrer Entstehungsgeschichte, füllte den sonnigen Abend mit Meeresrauschen und rollendem Donner und fand im Publikum Mitspieler*innen, die mit Freude und Sachverstand
verschiedene Musikinstrumente bedienten.
Mit einem gemeinsam gesungenen "Geh aus, mein Herz" beendeten Pianist und Publikum nach mehr als einer Stunde einen besonderen Konzertabend.
Langenhagen hat jetzt ein offenes Klavier: Rund 250 Menschen feierten die Einweihung des Instruments auf dem Marktplatz mit einem fröhlichen Fest. „Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an“, zitierte Andrea Hesse von der Offenen Gesellschaft Langenhagen E.T.A. Hoffmann, einen Schriftsteller und Komponisten der Romantik. „Gemeinsam musizieren, singen, tanzen oder einfach nur zuhören und dabei sein hilft uns, scheinbar Trennendes zu überwinden.“
Der hannoversche Kabarettist Matthias Brodowy knüpfte daran an und erzählte von ganz besonderen Erfahrungen, die er dank der Musik machen konnte. Großen Applaus gab es für sein Langenhagen-Lied, das wie gemacht war für diesen heiteren, sonnigen Abend an Langenhagens neuem Klavier. Zum Dank überreichte ihm Renate Siebler von der offenen Gesellschaft einen kleinen Flügel, gestaltet in den gleichen Farben wie das große Klavier, das ab sofort seinen Standort in einem wetterfesten Haus auf dem Marktplatz hat. Ein liebevoll gestaltetes Klavier gab es auch für Roman Sickau, Mitarbeiter der Langenhagener Verwaltung, der das Projekt mit großem Engagement unterstützt hatte.